Digitalisierung von ausgewählten Emblembüchern der frühen Neuzeit
Im Rahmen des Förderprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur "Retrospektiven Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" wurden in einem kooperativen Projekt des Instituts für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität (Prof. Dr. Dietmar Peil) und der Bayerischen Staatsbibliothek eine forschungsrelevante Auswahl von ansonsten schwer zugänglichen Emblembüchern digital aufbereitet und über das Internet zugänglich gemacht.
Je nach dem Grad der Verschränkung von Bild und Text wurden die Emblembücher (vornehmlich aus dem 17. und dem 18. Jahrhundert) vollständig oder teilweise (Titelei, Bildseiten und gegebenenfalls die für das Emblemverständnis wichtigen Textseiten) digitalisiert. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Erschließung: So wird ein Zugriff ber die vollständigen bibliographischen Angaben zu allen Titeln und über Motti und Suchbegriffe auf die Einzel-Embleme realisiert. Ein wissenschaftlicher Kommentar zum jeweiligen Werk wird ebenfalls in die Datenbank integriert.
Die eigentliche Digitalisierung ist nach einer Förderung von 30 Monaten vorerst abgeschlossen. Die Emblemdatenbank enthält über 12.000 Einträge aus 139 Emblembüchern und kann bereits benutzt werden, obwohl manche Datensätze noch nicht vollständig sind. Ergänzungen und Korrekturen werden im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten durchgeführt und halbjährlich in die Datenbank übertragen. Zur Zeit ist nicht abzusehen, ob sich eine weitere Förderungsmöglichkeit ergeben könnte, die eine Ergänzung der Datenbank um weitere relevante Titel sowie die äußerst wünschenswerte systematische Vernetzung mit anderen vergleichbaren Projekten (Glasgow , Utrecht , Wolfenbüttel , University of Illinois) ermöglichen würde.
Emblematik und Emblemforschung
Die Emblematik ist als intermediale Gattung mit hohem Beliebtheitsgrad und einer entsprechend weiten Verbreitung ein genuin interdisziplinärer Forschungsbereich. So weit es sich dabei um Buchemblematik handelt, sind vor allem die Literaturwissenschaften der verschiedenen Nationalphilologien (vor allem aus der Germanistik, Romanistik, klassischen und neulateinischen Philologie, Anglistik und Niederlandistik) und die Kunstgeschichte und die Buchgeschichte gefordert. Aufgrund ihrer vielfältigen Ausprägungen ist die Emblematik aber auch für die Geschichtswissenschaft (politische Emblematik), die Theologie (religiöse Emblematik) und Kulturgeschichte relevant. Unter Einbezug der außerliterarischen Verwendungsmöglichkeiten (z. B. in der Architektur und im Münz- und Medaillenwesen) dürfte das Spektrum der betroffenen Disziplinen noch ausgeweitet werden können. In welchem Bereich auch immer die Emblemforschung ansetzt, so bleibt sie doch stets der literarisch überlieferten Emblematik verpflichtet, um das angemessene Verständnis dieser Kunstform zu erschließen.
Auswahl der Emblembücher für die Digitalisierung
Anläßlich des 5. Internationalen Kongresses der Society for Emblem Studies, der im August 1999 in München stattfand, ist eine vorläufige Liste der Emblembücher in Münchener Bibliotheken (BSB, UBM, ZIKG) erarbeitet worden. Aufgrund dieser Liste wurden besonders relevante und bildreiche Titel für die vollständige und weitere (zum Teil mehrbändige) Titel für die partielle Digitalisierung ausgewählt. Vornehmlich wurden (abgesehen von wenigen Ausnahmen) solche Emblembücher ausgewählt, die nicht im Handbuch Emblemata (Henkel/Schöne) berücksichtigt worden sind und nicht als Nachdruck vorliegen. Es geht also weniger um die Digitalisierung der weithin bekannten 'klassischen' Emblembücher (Alciato, Reusner, Camerarius usw.), als vielmehr um die Erschließung von bisher weniger bekannten oder schwerer zugänglichen Titeln. Die Titel der digitalisierten Emblembücher sind zu einer systematisch geordneten Liste zusammengestellt.
Das Projekt-Team wäre allen Benutzern der Datenbank für Hinweise auf notwendige Korrekturen sowie für weitere Anregungen, Ergänzungswünsche und allgemeine Stellungnahmen dankbar.
Institut für Dt. Philologie, LMU
Prof. Dr. Dietmar Peil
D.Peil [at] lrz.uni-muenchen.de
Ansprechpartner bei der BSB:
Dr. Markus Brantl
mbrantl [at] bsb-muenchen.de