Pictura: |
Ein orientalisch gekleideter Herr steht zwischen seinen Leibwächtern in einem Raum, an dessen Decke ein Vogelkäfig hängt, in dem ein Papagei sitzt. Der Herrscher erhält von einem Boten, der vor ihm kniet und seinen Turban abgenommen hat, einen Brief. |
Motti: |
Perlecta nocebit ♠ Wenn Falschheit und Betrug die schlaue Feder führt | So schadt' ein solcher Brief mehr als er divertirt'. |
Kommentar: |
Zunächst erfolgt eine Besprechung der Entwicklung der Schreibkunst. Dann wird die zur pictura gehörige Geschichte des Königs Feridun von Persien erzählt: Dem König wird vor einem Feldzug prophezeit, dass er kurz vor seinem Tod eine besondere Freude haben werde, worauf er beschließt, das Lachen ganz einzustellen. Auf dem Feldzug gelingt es ihm seinen Widersacher gefangen zu nehmen, der versucht, ihn bei einer Audienz mit einem vergifteten Pfeil zu töten, was aber fehlschlägt. Daraufhin hört man den Papagei des Königs wiederholt sagen: „Lach König und stirb!“ Der gefangene Widersacher erregt den Zorn des Königs mit einem Brief, dessen Sinn er nicht verstehen kann, und lässt ihn zu sich kommen. Der Gefangene sagt ihm, er müsse den Brief verbrennen, dann könnte er erst die richtigen Buchstaben erkennen. Der König folgt dieser Anweisung und kann schließlich den Brief lesen, der so ergötzlich ist, dass er laut lachen muss. Kurz darauf bricht er tot zusammen, da der Brief mit einem Gift getränkt war, das erst durch das Feuer seine Wirkung entfaltet. Bei einer Probe mit einem neuen Brief mit versteckten Buchstaben, den der Gefangene schreiben muss, nimmt dieser keinen Schaden, da er bewusst das Gift weggelassen hat. Deshalb glauben die Untertanen des Königs, sein Tod wäre tatsächlich auf eine Bestrafung durch die Götter zurückzuführen. Der vergiftete Brief wird jedem Schriftstück gleichgesetzt, das nicht der Ehre Gottes und dem Wohl des Nächsten dient. |
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