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Johann Ulrich Krauß
Tapisseries du roy
Augsburg, Johann Ulrich Krauß, 1710
Gedruckt bei Johann Jacob Lotter
 
1662 wurde Charles Le Brun die Leitung der französischen königlichen Gobelinmanufaktur übertragen. Seine ersten beiden eigenen Tapisserie-Serien, die er in enger Zusammenarbeit mit der Petite Académie zur Verherrlichung Ludwigs XIV. entwarf, waren die Zyklen der vier Elemente ('Quatre Éléments') und der vier Jahreszeiten ('Quatre Saisons'), die formal weitgehend identisch gestaltet sind. Jeder Wandteppich besteht aus einem Mittelbild und einer Bordüre mit ornamental-allegorischen und emblematischen Motiven. Im Zentrum der Darstellung stehen jeweils zwei mythologische Figuren, in den Bordüren finden sich je vier Embleme, die sich auf die vier königlichen Tugenden (Frömmigkeit, Großmut, Güte und Tapferkeit) beziehen. Félibien hatte eine Beschreibung von Le Bruns Entwürfen mit ihren Devisen publiziert (1665), bevor die Tapisserien fertiggestellt waren; in einer zweiten Auflage (1667) kamen von Charles Perrault verfaßte Epigramme für die Embleme hinzu. Der Miniaturmaler Jacques Bailly (1629-1679) und der Kalligraph Nicolas Jarry präsentierten dem König ein illuminiertes Manuskript, das die Embleme mit ihren Motti und Epigrammen enthielt. Nach Baillys Miniaturen schuf Sébastien Leclerc (1637-1714) Radierungen, die er mit Gesamtdarstellungen der Teppiche ergänzte. Diese Radierungen wurden zusammen mit Félibiens beschreibenden Erklärungen und den Epigrammen Perraults 1670 veröffentlicht und mehrfach wieder aufgelegt und veranlaßten Bailly, sein Manuskript mit Gesamtansichten der Teppiche zu erweitern.
In kleinerem Format hat der erfolgreiche Augsburger Kupferstecher und Verleger Johann Ulrich Krauß die französische Edition der beiden Tapisserie-Zyklen zusammen mit einer vollständigen deutschen Übersetzung wiederholt herausgebracht. Auch Kraus bietet die Gesamtansichten wie auch die Einzeldarstellungen der Embleme. In der Ausgabe von 1690 präsentiert er die Embleme mit ihren gestochenen zweisprachigen Motti auf Doppeltafeln und läßt die Texte folgen, in anderen Auflagen ahmt er das französische Vorbild genauer nach und druckt die picturae zusammen mit ihren subscriptiones auf Einzelblättern, so daß die Einheit von Text und Bild gewahrt bleibt.
In der Vorrede rechtfertigt Krauß sein verlegerisches Interesse an einem emblematischen Werk aus dem Umkreis des französischen Königs mit der Absicht, Kaiser Leopold I. (1640-1705) demonstrieren zu wollen, daß die deutsche Kupferstecherkunst hinter der französischen nicht zurückstehe. Zugleich räumt er ein, daß ökonomische Rücksichten ihn bewogen hätten, sich für ein kleineres Format zu entscheiden: "Wollen aber derselbigen Formen etwas verkleinern / damit ich beydes mir selber / in Beschneidung der Zeit / die Müh verringern / als auch den Kunstliebenden um einen billichern Preiß in solcher Form verkauffen möchte." Damit dürfte erwiesen sein, daß der Emblematik im späten 17. Jahrhundert ein erheblicher Stellenwert auf dem Buch- und Graphikmarkt zukam.
 
Literatur: Stefan Germer: Kunst - Macht - Diskurs. Die intellektuelle Karriere des André Félibien im Frankreich von Louis XIV. München 1997, S. 225-235, S. 517f. - Harms: Pommersfelden, S. 147-149. - Schilling: Vorbilder, S. 64. - Dietmar Peil: Das Schema der vier Elemente in der politischen Metaphorik. In: Francesca Rigotti u. Pierangelo Schiera (Hgg.): Aria, terra, acqua, fuoco: i quattro elementi e le loro metafore. Bologna [usw.] 1996, S. 213-237, hier S. 229-231. - Augustyn (1997), S. 842f. - Künast (1997), S. 1252 (zu Krauß) und S. 1263 (zu Lotter). - Saunders (2000), S. 290-299.
Bibliographie: Landwehr (1972). Nr. 279-282. - Landwehr (1976), Nr. 287-291.
 
Künstler: Johann Ulrich Krauß
 
Sprache(n): frz., dt. lt.
Exemplare: Ausg. 1687: BSB: 2 Art. 137 d; 2 Icon. 113 b; Ausg. 1710: BSB: Fiche 2 Techn. 12 b; Ausg. 1690: BSB: 2 Icon. 111; Res/2 Techn. 12; Ausg. o. J.: BSB: 2 Icon. 113 a    -    Signatur: BSB: Res/2 Techn. 12 b








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